Ortstaxe steigt ab Dezember drastisch
Die Stadt Wien plant, die Ortstaxe für Übernachtungen ab dem 1. Dezember 2025 von bisher 3,2 % auf 8,5 % zu erhöhen. Mit dieser drastischen Erhöhung sollen jährlich Mehreinnahmen von rund 81 Millionen Euro erzielt werden. Die Maßnahme ist Teil eines umfassenden Haushaltskonsolidierungspakets, das die Finanzbasis der Stadt sichern und zusätzliche Investitionen in Infrastruktur, Bildung und nachhaltige Mobilität ermöglichen soll. Die neuen Sätze gelten für alle Übernachtungen in Hotels, Pensionen und ähnlichen Unterkünften in Wien.
Hotellerie befürchtet Wettbewerbsnachteil
Die Österreichische Hotelvereinigung (ÖHV) und die Prodinger Tourismusberatung haben die geplante Erhöhung scharf kritisiert. ÖHV-Präsident Walter Veit betont, dass die Branche angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise, Inflation und steigender Betriebskosten zusätzliche Abgaben schwer verkraften könne. Besonders problematisch sei, dass die Taxe als Prozentsatz vom Zimmerpreis berechnet wird. Dadurch profitiert die Stadt automatisch von steigenden Hotelpreisen, während Hoteliers gezwungen sind, die Mehrkosten teilweise an die Gäste weiterzugeben. Branchenvertreter warnen, dass dies zu höheren Übernachtungspreisen führen könnte und die Wettbewerbsfähigkeit Wiens als Reiseziel im internationalen Vergleich beeinträchtigt werden könnte.
Stadt Wien verteidigt die Maßnahme
Die Stadt Wien argumentiert, dass die Erhöhung der Ortstaxe notwendig sei, um eine solide Finanzbasis zu schaffen und langfristige Investitionen abzusichern. Bürgermeister und Finanzverantwortliche betonen, dass die Mehreinnahmen unter anderem in den Ausbau der öffentlichen Infrastruktur, die Förderung nachhaltiger Mobilität sowie Bildungsprojekte fließen sollen. Gleichzeitig verweist die Stadt auf die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus: Wien verzeichnet jährlich über 6.600 internationale Tagungen mit rund 670.000 Teilnehmern und generiert damit eine Wertschöpfung von etwa 1,32 Milliarden Euro. Diese Zahlen unterstreichen die zentrale Rolle des Tourismus für die städtische Wirtschaft.
Auswirkungen auf Tourismus und Gäste
Die geplante Erhöhung der Ortstaxe könnte spürbare Auswirkungen auf Gäste haben. Urlauber und Geschäftsreisende müssen künftig deutlich höhere Übernachtungskosten einplanen, was insbesondere preisbewusste Besucher abschrecken könnte. Die Hotellerie befürchtet zudem, dass internationale Touristen vermehrt alternative Städte und Destinationen wählen, die günstiger sind. Gleichzeitig könnten steigende Kosten zu einem Rückgang von Buchungen über Online-Plattformen führen, die in den letzten Jahren stark gewachsen sind.
Fazit: Chancen und Risiken für Wien
Die Erhöhung der Ortstaxe ist ein Balanceakt zwischen der Sicherung städtischer Einnahmen und der Attraktivität Wiens als Reiseziel. Während die Stadt die Maßnahme als notwendigen Schritt zur Haushaltskonsolidierung verteidigt, sehen Branchenvertreter Risiken für die Wettbewerbsfähigkeit und Planbarkeit des Hotelbetriebs. Für Touristen bedeutet dies höhere Kosten, für die Stadt zusätzliche Einnahmen, die in wichtige Projekte fließen sollen. Ob Wien den Spagat zwischen finanzieller Stabilität und touristischer Attraktivität meistern kann, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.
Quelle: Tageskarte
