Der weltweite Tourismus befindet sich weiter im Aufschwung: Wie die Weltorganisation für Tourismus (UN Tourism) mitteilt, wurden in der ersten Hälfte des Jahres 2025 rund 690 Millionen internationale Ankünfte gezählt. Das entspricht einem Anstieg von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit liegt das weltweite Reiseaufkommen erstmals wieder über dem Vorkrisenniveau – konkret etwa vier Prozent über den Zahlen von 2019, dem letzten Jahr vor der COVID-19-Pandemie.
UN-Tourismus-Generalsekretär Zurab Pololikashvili würdigte die Entwicklung als Zeichen der Resilienz der Branche: Trotz globaler Herausforderungen wie geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheiten zeige der internationale Tourismus eine bemerkenswerte Dynamik. Das gestiegene Reiseaufkommen trage laut Pololikashvili maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität vieler Länder bei – etwa durch Einnahmen, Beschäftigung und Infrastrukturentwicklung. Zugleich mahnte er an, dass dieses Wachstum in Zukunft nachhaltig und inklusiv gestaltet werden müsse.
Afrika mit stärkstem Wachstum, Europa stabil
Regional zeigt sich ein sehr unterschiedliches Bild. Das stärkste Wachstum wurde in Afrika verzeichnet: Die Region legte insgesamt um zwölf Prozent zu. Besonders dynamisch entwickelten sich Nordafrika mit einem Plus von 14 Prozent sowie Subsahara-Afrika mit einem Zuwachs von elf Prozent. In Asien und im Pazifikraum stiegen die internationalen Ankünfte um elf Prozent. Nordost-Asien legte sogar um 20 Prozent zu, liegt aber noch acht Prozent unter dem Vorkrisenniveau.
Europa empfing in den ersten sechs Monaten etwa 340 Millionen internationale Touristen, was einem Anstieg von etwa 4 Prozent gegenüber 2024 und etwa 7 Prozent über 2019 entspricht. Mittel‑ und Osteuropa legten mit einem Plus von etwa 9 Prozent besonders zu, sind aber noch leicht unter dem Vor‑Pandemie‑Niveau.
In Nord- und Südamerika entwickelte sich der Markt unterschiedlich. Während Südamerika mit einem Wachstum von 14 Prozent starke Zahlen meldete, stagnierte die Entwicklung in Nordamerika und der Karibik. Der Nahe Osten verzeichnete einen Rückgang um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr, bleibt aber weiterhin 29 Prozent über dem Niveau von 2019 – die höchste Erholungsrate im globalen Vergleich.
Vor allem Afrika zeigt außergewöhnliche Dynamik, speziell Nordafrika mit einem Plus von circa 14 Prozent und Subsahara mit etwa 11 Prozent Wachstum. Besonders Ägypten sticht laut einheimischen Medien wie Egypt Today in dieser Region besonders hervor: Nach offiziellen Angaben des ägyptischen Tourismusministeriums empfing das Land am Nil im ersten Halbjahr 2025 rund 8,7 Millionen internationale Gäste – ein Anstieg von etwa 24 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Starke Nachfrage, aber Herausforderungen
Auch finanziell ist die Nachfrage spürbar: Viele Länder meldeten deutliche Zuwächse bei Tourismuseinnahmen und Reiseausgaben. Laut Angaben der International Air Transport Association (IATA) nahm das internationale Passagieraufkommen im ersten Halbjahr 2025 um sieben Prozent zu – ein klares Zeichen für die Erholung der Reiselust.
Die UN-Tourismusorganisation weist allerdings auch auf bleibende Herausforderungen hin. Hohe Preise für Transport und Unterkünfte, eine immer noch überdurchschnittlich hohe Inflation (6,8 % im Jahr 2025, nach 8,0 % im Vorjahr) sowie geopolitische Unsicherheiten beeinflussen weiterhin das Reiseverhalten. Expertinnen und Experten erwarten, dass viele Reisende künftig stärker auf das Preis-Leistungs-Verhältnis achten, näher gelegene Destinationen bevorzugen oder ihre Reisen kürzen.
UN Tourism Barometer: Methodik und Ausblick
Die Zahlen basieren auf dem World Tourism Barometer von UN Tourism, das viermal jährlich veröffentlicht wird. Der Bericht enthält eine umfassende Analyse der internationalen Tourismusströme sowohl auf Seiten der Reiseziele als auch der Herkunftsmärkte. Ergänzt wird er durch einen sogenannten Confidence Index, der auf einer weltweiten Expertenumfrage basiert und die aktuelle Stimmung sowie kurzfristige Erwartungen in der Branche widerspiegelt.
Der Ausblick für die Branche bleibt insgesamt positiv, trotz bestehender Unsicherheiten. Inflationsdruck, steigende Preise etwa bei Transport und Unterkunft sowie geopolitische Spannungen gelten weiterhin als Risikofaktoren. UN Tourism prognostiziert für das Gesamtjahr 2025 ein globales Wachstum der internationalen Ankünfte zwischen drei und fünf Prozent. Das Vertrauen in die Branche ist laut aktuellem Index leicht gestiegen. Etwa die Hälfte der befragten Fachleute erwartet für den Rest des Jahres eine positive Entwicklung.
Quelle: www.tageskarte.io
Weiterführende Links: UN Tourism – World Tourism Barometer
