Was sich zunächst wie ein verspäteter Aprilscherz anhört, ist tatsächlich offizielles Regierungsprogramm: Die Balearen-Regierung hat ein neues Agrargesetz beschlossen, das es Landwirten auf Mallorca künftig erlaubt, alte Ställe, Lagerhäuser oder andere Nebengebäude in kleine Ferienunterkünfte umzuwandeln. Ziel ist es, den Massentourismus auf der Insel zu entschärfen – und gleichzeitig die Landwirtschaft wirtschaftlich zu stärken.
Mehr Platz für Urlauber, mehr Chancen für Bauern
Mallorca bleibt eines der beliebtesten Reiseziele Europas, besonders bei deutschen Urlaubern. Doch mit dem Erfolg wachsen auch die Probleme: überfüllte Strände, steigende Mieten und ein massiver Druck auf die touristische Infrastruktur. Viele Unterkünfte sind ausgebucht oder kaum noch bezahlbar.
Das neue Agrargesetz der Balearen-Regierung soll nun eine ungewöhnliche Lösung bieten. Wie das Mallorca Magazin berichtet, dürfen Landwirte künftig bis zu zehn Touristenunterkünfte in ehemaligen Ställen oder Lagerhäusern einrichten. Voraussetzung: Der Betrieb muss seit mindestens vier Jahren offiziell landwirtschaftlich geführt werden, die Gebäude müssen außerhalb des Bebauungsplans liegen, und eine Erweiterung um maximal 20 Prozent ist erlaubt.
Damit durchbricht die Inselregierung eine alte Regelung, nach der nur das Hauptgebäude eines Hofs touristisch genutzt werden durfte. Künftig können also auch Nebengebäude wie alte Schweine- oder Schafställe, Geräteschuppen oder Scheunen in kleine Apartments oder Gästezimmer umgebaut werden – vorausgesetzt, sie bleiben im ländlichen Kontext und die Landwirtschaft steht weiterhin im Mittelpunkt.
Agrotourismus mit echtem Stallgeruch
Ganz neu ist die Idee nicht: Schon seit Jahren wirbt Mallorca mit sogenannten Agroturismos – Landhotels und Fincas, die Gästen einen authentischen Einblick in das Inselleben bieten. Neu ist allerdings der Schritt, den Bauern deutlich mehr Gestaltungsspielraum zu geben.
Touristen sollen laut Regierung nicht nur übernachten, sondern „Teil des ländlichen Lebens“ werden können: bei der Olivenernte helfen, Schafe füttern, Brot backen oder hofeigene Produkte probieren. Die Kombination aus Landwirtschaft, Nachhaltigkeit und Urlaub gilt als zukunftsweisendes Modell.
Ziel sei es, so die balearische Landwirtschaftsministerin Mireia Mata, „die ländlichen Regionen zu beleben, Arbeitsplätze zu sichern und den Tourismus gerechter zu verteilen“.
Kontrolle gegen Missbrauch
Damit die neue Regelung nicht zu einem Freifahrtschein für Investoren wird, will die Regierung strenge Kontrollen einführen. Nur landwirtschaftlich aktive Betriebe sollen die Genehmigung erhalten, und die Unterkünfte müssen sich architektonisch in die Umgebung einfügen. So sollen Spekulation und zweckentfremdeter Bau verhindert werden.
Umweltschützer begrüßen grundsätzlich, dass die Inselregierung nachhaltige Konzepte vorantreibt – mahnen aber, dass die Umsetzung entscheidend sei. Der Umbau müsse im Einklang mit Landschaftsschutz und Wasserressourcen stehen.
Vom Schweinestall zur Suite – Mallorcas neue Idee vom Urlaub
Was in deutschen Schlagzeilen als „Urlaub im Schweinestall“ kursiert, klingt kurios, könnte sich aber als sinnvoller Baustein für einen sanfteren Tourismus erweisen.
Für Mallorca bedeutet das Gesetz: weniger Druck auf die Ballungszentren, mehr Chancen für kleine Bauernhöfe – und für Reisende die Möglichkeit, eine ganz neue Seite der Insel zu entdecken.
Quellen:
mallorcamagazin.com
baden24.de
