Sonne, Meer und Mietwagen – für viele Urlauber gehört Autofahren in Griechenland zur Reise dazu. Doch was bislang mit einem eher entspannten Verhältnis zu Verkehrssicherheit verbunden war, ändert sich gerade grundlegend. Die griechische Regierung hat einen neuen, verschärften Bußgeldkatalog in Kraft gesetzt. Er betrifft nicht nur Einheimische, sondern auch Urlauber – und das zum Teil mit drastischen Konsequenzen.
Strengere Regeln bei Alkohol, Handy und Helmpflicht
Was viele nicht wissen: Griechenland gehört zu den gefährlichsten EU-Ländern im Straßenverkehr. 64 Verkehrstote pro eine Million Einwohner verzeichnete das Land zuletzt – fast doppelt so viele wie Deutschland. Besonders betroffen sind Motorrad- und Rollerfahrer. Rund 38 Prozent der Verkehrstoten sind Zweiradfahrer – häufig ohne Helm unterwegs.
Die neue Gesetzgebung zielt vor allem auf typische Risikofaktoren: zu hohes Tempo, Alkohol am Steuer, Handygebrauch sowie fehlende Sicherheitsausrüstung. Auch Urlauber müssen sich bei Verkehrsverstößen auf hohe Strafen einstellen: Wer ohne Helm oder Gurt fährt oder beim Telefonieren keine Freisprechanlage nutzt, zahlt 350 Euro und erhält zusätzlich ein 30-tägiges Fahrverbot. Dieselbe Regelung greift auch bei einem Alkoholwert zwischen 0,5 und 0,8 Promille.
Tempolimit 30 und EU-weite Fahrverbote geplant
Ein weiterer Schritt folgt zum Jahreswechsel: Ab dem 1. Januar 2026 wird das Tempolimit innerhalb geschlossener Ortschaften auf 30 km/h gesenkt – mit Ausnahmen für große Durchgangsstraßen. Ziel ist der bessere Schutz von Fußgängern, die im Straßenverkehr besonders gefährdet sind. Studien zeigen, dass bei Tempo 30 die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Ausgangs um rund 75 Prozent sinkt. In Griechenland ereignen sich etwa die Hälfte aller tödlichen Unfälle innerorts, 16 Prozent der Opfer sind Fußgänger.
Für Reisende kann ein Verkehrsverstoß nicht nur teuer, sondern auch langwierig werden: Wer in Griechenland den Führerschein verliert, darf zwar aktuell noch im Heimatland fahren – aber das könnte sich bald ändern. Die EU-Mitgliedsstaaten haben sich bereits darauf verständigt, Fahrverbote ab drei Monaten künftig europaweit anzuerkennen. Die Umsetzung steht noch aus, aber das Ziel ist klar: Verkehrsverstöße im Ausland sollen künftig nicht mehr folgenlos bleiben.
Verschärfung mit Signalwirkung – aber durchsetzbar?
Die griechische Regierung hofft, mit den neuen Maßnahmen die Verkehrssicherheit spürbar zu verbessern. Kritiker merken jedoch an, dass Gesetze in Griechenland zwar oft scharf formuliert, in der Praxis aber nicht immer konsequent umgesetzt würden. Ob die verschärften Strafen wirklich eine Wende bringen, bleibt abzuwarten.
Was bedeutet das für Reisende aus Deutschland & Co.?
Bislang galten Fahrverbote im Ausland nur lokal – wer in Griechenland den Führerschein abgeben muss, darf in der Heimat oft weiterfahren. Doch das könnte sich bald ändern. Die EU plant eine grenzüberschreitende Anerkennung von Fahrverboten ab drei Monaten. Damit würden auch Urlaubssünden langfristige Folgen haben – selbst nach der Rückkehr nach Hause.
Auch Mietwagenfahrer sollten aufpassen: Viele Anbieter behalten sich vor, Bußgelder nachträglich auf der Kreditkarte einzuziehen oder Zusatzgebühren zu erheben. Im Zweifel lohnt sich ein Blick in die AGB – oder besser: vorsichtig fahren.
Quelle: www.rnd.de
