Lufthansa will Medien zufolge in der Verwaltung der Kerngesellschaft rund 20 Prozent der Arbeitsplätze abbauen. Das betrifft etwa 400 Stellen, die vor allem durch natürliche Fluktuation und Automatisierung wegfallen sollen. Das Vorhaben ist Teil eines Sparkurses, mit dem Mindestziel, das operative Ergebnis bis 2028 um 2,5 Milliarden Euro zu verbessern.
Die Kostenstruktur der Kernmarke Lufthansa Airlines hatte zuletzt zunehmend Sorge bereitet. Während im Jahr 2023 noch ein Gewinn von rund 854 Millionen Euro erzielt wurde, erwartet man für das laufende Jahr keinen operativen Gewinn. Auch Prognosen warnen davor, dass ohne entschiedene Einsparmaßnahmen ein operativer Verlust in Höhe von etwa 800 Millionen Euro droht.
Die Pläne sehen nicht nur Personalabbau vor, sondern auch Einsparungen beim Einkauf und eine Wiederbelebung des Geschäftsreisen-Segments. Die Automatisierung soll eine größere Rolle spielen, insbesondere in Abläufen, die bisher manuell und vergleichsweise aufwendig sind.
Verunsicherung für Mitarbeitende und Reisende
Der angekündigte Abbau von jedem fünften Verwaltungsjob trifft vor allem jene, die Verwaltungsaufgaben mit Routine erledigen. Für viele Mitarbeitende bedeutet das Unsicherheit – ob durch interne Umstrukturierung oder verzögerte Nachbesetzungen. Wer nicht direkt betroffen ist, kann trotzdem spüren, wie Arbeitsvolumen steigt, Verantwortlichkeiten sich verschieben und Prozesse neu gestaltet werden. Besonders die Kombination aus Automatisierung und Fluktuation kann langwierige Übergangsphasen mit sich bringen.
Aus Sicht der Öffentlichkeit und der Investoren ist das Programm ein klares Signal: Die Lufthansa‑Führung versucht, effizienter zu werden und Kosten zu senken. Das Image leidet unter den Sparmaßnahmen, wenn sie zu sichtbar werden oder als unsozial wahrgenommen werden. Gleichzeitig aber kann ein solcher Schritt helfen, langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben – vorausgesetzt, dass Qualität und Service nicht zum Opfer werden.
Folgen für Passagiere nicht ausgeschlossen
Auch wenn der geplante Stellenabbau zunächst nur die Verwaltung betrifft, könnten sich indirekte Auswirkungen auf die Servicequalität zeigen. Kommt es zu Engpässen in der Kundenbetreuung, bei Rückerstattungen oder in der Reiseorganisation, könnte dies die Kundenzufriedenheit beeinträchtigen. Zudem könnte der Sparkurs eine Straffung im Angebot oder Einschränkungen bei Kulanzregelungen zur Folge haben.
Noch ist unklar, wie stark einzelne Standorte oder Tochtergesellschaften betroffen sein werden. Gewerkschaften und Betriebsräte äußerten sich bislang nicht öffentlich zu den aktuellen Plänen, haben aber in der Vergangenheit soziale Abfederungen bei Restrukturierungen gefordert.
Staatliche Hilfe und Verantwortung
Die Einsparmaßnahmen werfen auch eine politische Dimension auf. Während der Corona-Pandemie hatte Lufthansa umfangreiche staatliche Unterstützung erhalten. Über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) wurde das Unternehmen 2020 mit bis zu neun Milliarden Euro gestützt. Der Staat beteiligte sich mit rund 20 Prozent am Unternehmen und stieg später mit Gewinn wieder aus. Bis Ende 2022 waren sämtliche Hilfen vollständig zurückgezahlt.
Vor diesem Hintergrund wird der aktuelle Sparkurs besonders genau beobachtet. Kritiker mahnen, dass ein Unternehmen, das mit öffentlichen Geldern gerettet wurde, eine besondere Verantwortung gegenüber Belegschaft und Gesellschaft trage. Auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland stellt sich die Frage, wie viele qualifizierte Arbeitsplätze künftig erhalten bleiben – und in welchem Maße Digitalisierung menschliche Arbeit ersetzen kann.
Quelle: www.faz.net
Weiterführende Quelle: www.tagesschau.de
