Deutschland hat wieder Olympia-Fieber – zumindest in München. In einem Bürgerentscheid haben sich die Einwohner der bayerischen Landeshauptstadt mit großer Mehrheit für eine Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele ausgesprochen.
Mit 66,4 Prozent Zustimmung und einer Rekordbeteiligung von 42 Prozent sendet München damit ein deutliches Signal an die übrigen Bewerberstädte Berlin, Hamburg und die Rhein-Ruhr-Region, die ebenfalls um die Austragung der Spiele kämpfen.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zeigte sich am Sonntagabend begeistert: „Eine geile Geschichte heute“, sagte er im Haus des Sports. Das klare Votum sei ein „starkes Signal für die Region und für den Sport in ganz Deutschland“.
Klares Ja in allen Stadtteilen
Das Ergebnis ist eindeutig: In allen 25 Münchner Stadtbezirken stimmte eine Mehrheit für die Olympia-Bewerbung. Am höchsten war die Zustimmung in Allach-Untermenzing mit 71,7 Prozent, während Sendling mit 61,7 Prozent den niedrigsten, aber immer noch klar positiven Wert erreichte.
Noch nie zuvor hat ein Bürgerentscheid in München ein derart eindeutiges Ergebnis erzielt. Beobachter sprechen von einem historischen Moment – und einem deutlichen Stimmungsumschwung nach früheren Olympia-Neins in Deutschland.
Euphorie bei Befürwortern – Kritik von Gegnern
Im Haus des Sports, wo Politiker, Athleten und Funktionäre den Wahlabend verfolgten, brach Jubel aus. Slalom-Olympiasiegerin Hilde Gerg sprach von einem „brutalen Zeichen“ für Aufbruch und Zuversicht. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bezeichnete den Entscheid als „fast schon historisch“ und betonte, das Ergebnis sei „ein gutes Gefühl, Politik für die Mehrheit zu machen“.
Doch auch kritische Stimmen meldeten sich zu Wort. Vertreter des Bündnisses NOlympia warfen der Stadt eine unausgewogene Informationspolitik vor. Grünen-Politiker Ludwig Hartmann sprach von einer „Dauerbeschallung“ durch Pro-Kampagnen, während die Gegner nur begrenzte Mittel gehabt hätten. Trotz der Niederlage kündigten sie an, den Bewerbungsprozess aufmerksam zu begleiten.
Polizeigewerkschaft warnt vor Ausnahmezustand
Während die Euphorie anhält, mahnt die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) zu Realismus. Landeschef Jürgen Köhnlein sprach von einem „Ausnahmezustand“, der im Falle einer tatsächlichen Austragung auf Polizei und Sicherheitskräfte zukommen würde. Er forderte, bereits jetzt in Technik, Personal und Ausrüstung zu investieren – auch mit Blick auf die Erfahrungen von 1972. „Begeisterung allein schützt niemanden“, sagte Köhnlein mit Verweis auf das Olympia-Attentat von damals.
Offenes Rennen: Nationale Entscheidung erst 2026
Trotz des klaren Votums bleibt die Entscheidung offen: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will erst im kommenden Jahr festlegen, welche deutsche Stadt offiziell ins Rennen um die Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 geschickt wird. Neben München sind Berlin, Hamburg und die Rhein-Ruhr-Region im nationalen Auswahlverfahren.
DOSB-Vorstand Otto Fricke lobte das Münchner Ergebnis, betonte aber: „Das ist noch keine Vorentscheidung.“ Der Wettbewerb zwischen den Bewerberstädten helfe, „die besten Konzepte zu entwickeln und neue Energie in den Sport zu bringen“.
Ob die Spiele also tatsächlich wieder an die Isar zurückkehren oder wer den Zuschlag dafür bekommt, entscheidet erst in den kommenden Jahren das Internationalen Olympische Komitee.
Quelle: sueddeutsche.de
