Es war einmal… so fangen alle Märchen an, nur dass dieses wahr ist: Vor gar nicht allzu langer Zeit wurde im Land der Dichter und Denker die Idee einer Ferienstraße geboren, die Wirkstätten der Gebrüder Grimm mit den Spuren ihren bekanntesten Figuren sowie weiteren Sagengestalten und Legenden auf einer Route verbindet. Schließlich gehören die über 200 Jahre alten „Haus- und Kindermärchen“ der Grimms zu den meistgelesenen und übersetzten Büchern der Welt. So kam es, dass am 11. April 1975 in Südhessen die „Deutsche Märchenstraße“ gegründet wurde, die von Hanau, dem Geburtsort der Brüder Grimm, bis nach Bremen zu den „Stadtmusikanten“ führt. 2025 feiert die beliebte Ferienroute ihren 50. Geburtstag.
Ein Grund, die Märchenstraße gebührend zu würdigen und ihre zauberhaftesten Etappen unter die Lupe zu nehmen. Lasst uns gemeinsam auf den zauberhaften Pfaden wandeln: Hier sind unsere zehn Highlights der Deutschen Märchenstraße.
Inhaltsverzeichnis
- Hanau – Wo die Märchenstraße ihren Anfang nimmt
- Steinau an der Straße – Wo Grimms Flegeljahre auf Fachwerk trifft
- Von Alsfeld bis Marburg – Wo Rotkäppchen den GrimmDich-Pfad läuft
- Bergfreiheit – Wo Schneewittchen zuhause ist
- Kassel – Wo Grimms Geschichten spürbar sind
- Hofgeismar und Trendelburg – Wo Prinzessinnen von Rettung träumen
- Ebergötzen – Wo Lausbubenstreiche lebendig werden
- Bodenwerder – Wo Münchhausens Märchen wahr werden
- Hameln – Wo der Rattenfänger pfeift
- Von Bremen bis Buxtehude – Wo tierische Helden zum Finale anstimmen
- Häufig gestellte Fragen zur Deutschen Märchenstraße
1. Hanau – Wo die Märchenstraße ihren Anfang nimmt
Eure märchenhafte Reise beginnt in Hanau, der Geburtsstadt von Jacob (1785–1863) und Wilhelm Grimm (1786–1859). Über sechs Meter hoch thronen die beiden auf dem Marktplatz in Gestalt eines bronzenen Denkmals. Hier ist der offizielle Startpunkt auf der Deutschen Märchenstraße. Verewigt ist das berühmte Brüderpaar auch bei den jährlichen „Brüder Grimm Festspielen“: Unter freiem Himmel werden Klassiker wie Rotkäppchen oder Hänsel & Gretel in ein neues Gewand gekleidet und mit frischem Leben erfüllt. Jedes Jahr verzaubern dort rund 5.000 Besucher das sommerliche Theatererlebnis. Ein Abstecher zum barocken Schloss Philippsruhe mit seiner weitläufigen Parkanlage ist ein Muss – hier lässt sich wunderbar flanieren und träumen. Für Familien lohnt sich ein Besuch im GrimmsMärchenReich (Eintritt ca. 6 Euro), wo Kinder nicht nur zuhören, sondern selbst Teil der Märchenwelt werden.
2. Steinau an der Straße – Wo Grimms Flegeljahre auf Fachwerk trifft
Rund 50 Kilometer nordöstlich von Hanau liegt Steinau an der Straße – ein Ort, der wirkt, als wäre er direkt einem Märchenbuch entsprungen. Kopfsteinpflaster, liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser, ein Hauch von vergangener Zeit – genau hier verbrachten die Brüder Grimm ihre Kindheit. Ihr Elternhaus steht noch immer und beherbergt heute ein stimmungsvolles Museum (Eintritt ca. 5 Euro), in dem ihr Originalmöbel, Briefe und eine sehenswerte Ausstellung über ihren weniger bekannten Bruder Ludwig Emil Grimm entdecken könnt – seines Zeichens Maler und Chronist der Familie.
Doch Steinau kann auch Abenteuer: Bei einer Führung durch die düstere „Teufelshöhle“ steigt ihr buchstäblich in die Unterwelt hinab – mit ein wenig Fantasie begegnet ihr dort vielleicht sogar einem kleinen Drachen oder einer verlorenen Hexe. Ein Ort, der Geschichte und Fantasie auf ganz besondere Weise verbindet – ideal für Familien, Märchenfreunde und alle mit Herz für Fachwerkidylle.
3. Von Alsfeld bis Marburg – Wo Rotkäppchen den GrimmDich-Pfad läuft
Wer nach etwa 70 Kilometern von Steinau an der Straße in Alsfeld ankommt, wird erst einmal staunen: Eine Stadt wie aus einem Märchenbuch – mit über 400 Fachwerkhäusern, einem prachtvollen Rathaus und Gassen, die zum Bummeln verführen. Besonders spannend für Märchenfreunde: Die Schwälmer Tracht, die ihr im Regionalmuseum sehen könnt, soll tatsächlich das Vorbild für Rotkäppchens Outfit gewesen sein. Auch das Alsfelder Märchenhaus (Eintritt jeweils ca. 4 Euro) ist ein liebevoller Ort voller Geschichten und Figuren aus dem Grimm-Kosmos.
Wer noch etwas weiter westlich fährt (ca. 50 km), erreicht Marburg, wo die Brüder Grimm Jura studierten. Die alte Universitätsstadt mit ihrer Oberstadt, dem Landgrafenschloss und dem „Grimm-Dich-Pfad“ lädt zu einem Spaziergang auf den Spuren der Grimms ein – Märchenfiguren verstecken sich hier an Hauswänden, Treppen und Mauern.
4. Bergfreiheit – Wo Schneewittchen zuhause ist
Eine knappe Autostunde (ca. 60 km) von Marburg entfernt, nahe Bad Wildungen, liegt das idyllische Bergfreiheit – ein kleines Dorf mit großer Geschichte. Es gilt als eines der möglichen Vorbilder für das Schneewittchen-Märchen. Tatsächlich lebte hier im 16. Jahrhundert die Adelige Margaretha von Waldeck, die auf mysteriöse Weise vergiftet wurde. Ihre tragische Biografie könnte die Brüder Grimm zur Geschichte der schönen Prinzessin und der bösen Stiefmutter inspiriert haben.
Im Schneewittchenhaus, einem charmanten Museum mitten im Ort (Eintritt ca. 3 Euro), erfahrt ihr mehr über die historische Vorlage und auch über mögliche geschichtliche Bezüge zu den sieben Zwergen, die im Märchen oft als Bergleute dargestellt werden. Besonders mit Kindern lohnt auch ein Abstecher zur Erlebniswelt „KellerwaldUhr“ in Battenhausen (ca. 10 km entfernt), wo Natur, Geologie und Sagenwelt auf zauberhafte Weise zusammenkommen – inklusive barrierefreier Waldwege und Aussichtsturm mit Weitblick.
5. Kassel – Wo Grimms Geschichten spürbar sind
Wer schon einmal auf der Autobahn an Kassel vorbeigefahren ist, kennt die documenta-Stadt vielleicht nur vom Schild am Straßenrand – doch ein Stopp hier lohnt sich allemal. Kassel war von 1805 bis 1830 das Zuhause der Brüder Grimm, die hier nicht nur ihre berühmte Märchensammlung verfassten, sondern auch mit dem „Deutschen Wörterbuch“ ein sprachliches Monument schufen. Im GRIMMWELT-Museum könnt ihr das Leben und Wirken der Brüder auf interaktive Weise entdecken (Eintritt ca. 10 Euro). Nicht verpassen solltet ihr den Bergpark Wilhelmshöhe – ein UNESCO-Weltkulturerbe. Die Löwenburg, ein Schloss im romantischen Stil, und die berühmten Wasserspiele sind echte Besuchermagnete – vor allem wenn im Sommer Wasserfälle und Fontänen spektakulär in Szene gesetzt werden. Für einen Tag voller Geschichte und Natur bietet Kassel eine perfekte Mischung abseits der Autobahn, und ist vom Schneewittchendorf Bergfreiheit nur etwa 50 Kilometer entfernt.
6. Hofgeismar und Trendelburg – Wo Prinzessinnen von Rettung träumen
Rund 30 Kilometer nordwestlich von Kassel beginnt der Reinhardswald, eine sagenumwobene Waldlandschaft voller Geschichten. Hier thront die sagenhafte Sababurg, auch als Dornröschenschloss bekannt. Die gotische Wasserburg, die derzeit umfangreich restauriert wird, gilt als das historische Vorbild für das Märchenschloss. Besonders der weitläufige Rosengarten lädt zum Schlendern ein – und das sogar kostenfrei. Vielleicht könnt Ihr die Dornröschen mit ihrem Prinzen darin spazieren sehen. An Sonn- und Feiertagen finden hier sogar kostenfreie Audienzen statt, bei denen das Märchenpaar die Besucher begrüßt. Einen zauberhaften Blick auf die Kulisse habt ihr auch vom Tierpark Sababurg aus, wo zur Jubiläumszeit der Deutschen Märchenstraße ein großes Fest mit Musik und Theater stattfindet.
Nicht weit entfernt liegt die Trendelburg, ein romantisches mittelalterliches Schloss, das eng mit Rapunzels Geschichte verbunden ist. Der 40 Meter hohe Turm erinnert an das berühmte Märchen, in dem die Prinzessin ihr goldenes Haar herablässt. Für Besucher gibt es hier nicht nur Führungen durch die Burg, sondern auch die Möglichkeit, in einem der liebevoll eingerichteten Märchenzimmer zu übernachten. Ein Abstecher in das historische Hotel ist auch kulinarisch lohnenswert, denn die Küche verwöhnt mit regionalen Spezialitäten in königlichem Ambiente.
7. Ebergötzen – Wo Lausbubenstreiche lebendig werden
Von der Trendelburg aus sind es etwa 70 Kilometer bis ins kleine Dorf Ebergötzen, östlich von Göttingen gelegen. Hier kommt ihr den berüchtigten Lausbuben Max und Moritz auf die Schliche – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Im denkmalgeschützten Geburtshaus von Wilhelm Busch, dem geistigen Vater der beiden, könnt ihr noch seine originalen Zimmer und Möbel aus dem 19. Jahrhundert bestaunen. Hier erfahrt ihr auch, dass hinter „Max und Moritz“ auch ein Körnchen Wahrheit steckt. Die Mühle, in der die beiden Bilderbuchschelme ihr unrühmliches Ende fanden, steht auch noch und mahlt wie zu Wilhelm Buschs Zeiten.
Wer nach Göttingen weiterfährt, kann dort nicht nur die Universitätsstadt mit ihrem lebendigen Flair entdecken, sondern auch die Grimm-Spuren an der Universität erkunden, wo Jacob und Wilhelm einst lehrten.
8. Bodenwerder – Wo Münchhausens Märchen wahr werden
Von Ebergötzen sind es rund 80 Kilometer nordwestlich bis nach Bodenwerder, der Heimat des legendären Lügenbarons Münchhausen. Kein Witz ist es allerdings, dass der adelige Schelm wirklich gelebt hat. Im Pavillon neben seinem Geburtshaus soll Münchhausen einst seine unglaublichen Geschichten erzählt haben.
In Bodenwerder lebt die Legende von ihm weiter: Theaterstücke und ein Musical erzählen von Münchhausens waghalsigen Abenteuern und dem berühmten Ritt auf der Kanonenkugel. Wer stilecht residieren möchte, findet im Schlosshotel Münchhausen eine noble Unterkunft. Das Gebäude aus dem 16. Jahrhundert war einst der Familiensitz eines Vorfahren des Barons. Heute lädt es mit edlen Restaurants, Spa-Bereich und weitläufigem Park, den schon Zar Peter der Große bewunderte, zum königlichen Verweilen ein.
Nur etwa 20 Kilometer entfernt liegt das idyllische Polle mit seiner imposanten Burgruine hoch über der Weser. Diese soll Vorbild für manche der fantastischen Geschichten des Lügenbarons gewesen sein – ein perfekter Abstecher für Entdecker und Fotofans.
9. Hameln – Wo der Rattenfänger pfeift
Nur eine halbe Autostunde (ca. 25 Kilometer) von Bodenwerder entfernt, liegt Hameln – weltbekannt durch die Sage vom Rattenfänger. Die Figur ist hier überall präsent, von farbenfrohen Wandgemälden bis zu einer lebensgroßen Bronzestatue. Zwischen Mai und Mitte September könnt ihr sonntags sogar eine kostenlose Freilichtaufführung auf dem Marktplatz erleben, bei der über 70 kleine und große Bürger in historischen Kostümen die Geschichte lebendig werden lassen. Auch der historische Altstadtkern von Hameln mit seinen liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern verzaubert. Am Ufer der Weser laden lauschige Cafés zum Verweilen ein, und bei einem Spaziergang entlang der Weserpromenade könnt ihr den romantischen Blick über den Fluss genießen
Wer noch mehr Märchenzauber sucht, sollte auch einen Blick auf die nahegelegene Schaumburg werfen. Diese Burganlage beeindruckt mit mittelalterlichem Flair und schönem Ausblick auf das Weserbergland.
10. Von Bremen bis Buxtehude – Wo tierische Helden zum Finale anstimmen
Von Hameln sind es etwa zweieinhalb Autostunden (ca. 180 Kilometer) bis Bremen, dem nordischen Ende der Deutschen Märchenstraße. Dort erwarten euch die berühmten Bremer Stadtmusikanten, die in Grimms Märchen zwar nur bis vor die Tore der Stadt gelangten – in Wirklichkeit aber längst als lebensgroße Bronze-Statue auf dem Marktplatz vor dem Ratskeller stehen. Reibt ihr dem Esel die Vorderbeine, soll das Glück bringen! Bremen selbst bietet neben thematischen Ausstellungen rund um die Grimm’schen Märchen zahlreiche zauberhafte Seiten. Unbedingt solltet ihr in Schnoor, dem ältesten Viertel in der Hansestadt vorbeischauen. Cafés, Galerien und Handwerksläden machen das Schlendern hier besonders charmant.
Wer weiterhin Märchenhaftes erleben will, fährt etwa 100 Kilometer in Richtung Hamburg weiter. Unweit der Hansestadt liegt Buxtehude – seit 2007 offizieller Teil der Märchenstraße. Berühmt geworden durch das Märchen vom „Wettlauf zwischen Hase und Igel“, verzaubert das bezaubernde Städtchen mit seinem historischen Kern aus Fachwerkhäusern, verwinkelten Gassen und malerischen Grachten. Hier erlebt ihr das Märchen hautnah bei Führungen mit kostümierten Darstellern – ein herrlicher, märchenhafter Abschluss eurer Reise, die am besten ohne Eile zu genießen ist.
Häufig gestellte Fragen zur Deutschen Märchenstraße
Wo verläuft die Deutsche Märchenstraße?
Die Deutsche Märchenstraße schlängelt sich von Hanau in Hessen, wo die Brüder Grimm geboren wurden, bis ins norddeutsche Bremen, wo die Stadtmusikanten ihr Zuhause haben. Dabei durchquert sie vier Bundesländer: Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bremen. Wer mag, kann noch einen märchenhaften Abstecher nach Buxtehude einplanen – sozusagen das geheimnisvolle Extra-Kapitel am Ende der Reise.
Welche Städte liegen an der Märchenstraße?
Zwischen Zauber und Geschichte warten Städte wie Hanau, Marburg, Kassel, Göttingen, Hameln, Bremen und Buxtehude auf Entdecker. Dazu gesellen sich kleine märchenhafte Orte mit Fachwerkcharme wie Alsfeld oder Steinau an der Straße sowie legendäre Sagen und Geschichten – perfekt für alle, die tief in die Märchenwelt eintauchen wollen.
Wie lang ist die Deutsche Märchenstraße?
Zwischen Hanau und Bremen sind es etwa 600 Kilometer Luftlinie – auf der Straße sogar über 1.000 Kilometer. Diese Strecke ist ideal für eine Reise, bei der man 1-2 Wochen oder auch nur ein paar Tage lang etappenweise in die eigene Kindheit reisen kann. Je nachdem, wie viele Märchenorte man besuchen möchte, lässt sich die Route flexibel planen. Dabei solltet ihr es eher wie der Igel beim Wettrennen gegen den Hasen halten: Nur wer sich Zeit lässt, kommt erholsam ans Ziel.
Wie viele Etappen hat die Deutsche Märchenstraße?
Offiziell gibt es keine festen Etappen, aber die Märchenstraße verbindet rund 60 zauberhafte Orte. Diese lassen sich ganz nach Lust und Laune zu kleinen Tagesausflügen oder längeren Reiseabschnitten zusammensetzen. So wird jede Märchenreise zum ganz persönlichen Abenteuer.
Fazit: Die Deutsche Märchenstraße – eine Reise wie aus dem Märchenbuch
Mehr als 1.000 Straßenkilometer, vier Bundesländer und über 200 Jahre Erzähltradition – die Deutsche Märchenstraße ist weit mehr als eine Ferienstraße. Sie verbindet Vergangenheit und Gegenwart, Geschichten und Orte, Fantasie und Wirklichkeit. Zwischen Fachwerkhäusern, verwunschenen Wäldern, Burgruinen und Mitmachmuseen begegnet man Rotkäppchen, Schneewittchen, dem Rattenfänger – und natürlich den Brüdern Grimm. Und weil gute Geschichten niemals enden, leben sie auf der Deutschen Märchenstraße fort. Ob als Roadtrip mit der Familie, zu zweit oder allein auf Spurensuche: Diese Route führt euch nicht nur geografisch durch Deutschland, sondern auch mitten hinein in eure eigene Kindheit.